Schon wieder ein halbes Jahr vergangen – eigenwillige Monate in einer noch nie dagewesenen Situation liegen hinter uns. Zeit für eine geliebte Tradition unter den Buchbloggern und Booktubern: das erste Lesehalbjahr noch einmal Revue passieren lassen und gleichzeitig einen kleinen Ausblick auf die kommenden Monate wagen. Was waren die Highlights, was konnte nicht überzeugen? Welche neuen Autor/innen und Protagonist/innen sind uns ans Herz gewachsen, welche Bücher möchten wir nicht mehr missen? Auf meinen ganz persönlichen Rückblick in 13 Fragen nehme ich euch heute mit…
1. Was ist das beste Buch, das du im ersten Halbjahr gelesen hast?
Mein Lesehighlight im ersten Halbjahr war mit Abstand „Evil“ von Jack Ketchum. Ich habe es lange hinausgezögert, um mich noch ein wenig in Vorfreude zu wiegen, und es dann schließlich im Rahmen der Facebook Lesechallenge Juni-Dezember 2020 in der Kategorie „Buch mit 5-Sterne-Prognose“ gelesen. Die Geschichte konnte mich vom ruhigen Anfang bis hin zum grausamen Finale absolut überzeugen – ein Tipp für alle True Crime- und Horror-Fans, die auch etwas härtere Beschreibungen körperlicher Gewalt aushalten.
2. Was ist die beste Fortsetzung, die du im ersten Halbjahr gelesen hast?
Ein Check meiner Leseliste hat überraschenderweise ergeben: Ich habe dieses Jahr noch keine Reihen fortgesetzt mit Ausnahme der Twilight-Reihe von Stephenie Meyer. „Biss zum Morgengrauen“ hatte ich im vergangenen Jahr noch abgeschlossen, die folgenden drei Bände plus das (in meinen Augen recht überflüssige) Spin-off „Biss zum ersten Sonnenstrahl“ folgten Anfang des Jahres. Bewertet habe ich alle Folgebände gleich mit 3 Sternen. Ich habe mich bei dieser Frage dennoch recht eindeutig für Band 2 der Reihe, „Biss zur Mittagsstunde“, entschieden. Edward, der mir doch hin und wieder ziemlich auf die Nerven gegangen ist, spielt hier zugunsten von Jacob eine kleinere Rolle. Last but not least finden in diesem Band die Szenen in Volterra statt, das mich erst darauf gebracht hat, die Reihe doch endlich mal zu lesen.
3. Nenne eine Neuerscheinung des ersten Halbjahres, die du bislang noch nicht gelesen hast, es aber unbedingt noch tun möchtest.
Auf meiner Wunschliste steht der zweite Band von „Auris“, nämlich „Die Frequenz des Todes“, von Vincent Kliesch. Den ersten Band fand ich sehr spannend, leider endet er mit einem ziemlich gemeinen Cliffhanger, sodass man hier einfach weiterlesen MUSS. Ich würde mir wünschen, dass der Fachbereich der forensischen Phonetik im zweiten Band noch etwas stärker in den Fokus rückt.
4. Nenne eine Neuerscheinung des zweiten Halbjahres, auf die du dich schon sehr freust.
Im Oktober 2020 wird Jonas Jonasson, einer meiner absoluten Lieblingsschriftsteller, sein neuestes Werk „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ herausbringen. Der Plot: Profitgieriger schwedischer Galerist, der für Geld über Leichen geht, trifft auf kenianischen Massai-Krieger, der nicht genau weiß, was Geld überhaupt ist, dafür aber ein millionenschweres Gemälde besitzt… Das Ganze verspricht wieder „ein echter Jonasson“ zu werden, kreativ und charmant, einzigartig in der Erzählweise und absolut verrückt 🙂
5. Nenne deine größte Buch-Enttäuschung des ersten Halbjahres.
Am meisten enttäuscht, obwohl das Buch absolut nicht schlecht ist, hat mich „Erebos“ von Ursula Poznanski. In diesem Jugendthriller geht es um ein Computerspiel, das Macht über eine ganze Schule gewinnt und Schüler/innen für seine Zwecke manipuliert. Für mich persönlich waren die Spielsequenzen viel zu ausführlich dargestellt und die Bezüge zur realen Welt, die eigentlich den Reiz der Geschichte ausmachen, zu dünn gesät. Dazu kam noch eine platte Love-Story zwischen den beiden Protagonisten, die eher Lückenfüller-Charakter hatte und offensichtlich dazu diente, die fehlende Handlung rund um den Haupterzählstrang zu kompensieren. Der Schreibstil war angenehm, im letzten Drittel kam Spannung auf und auch die Auflösung war gut, dennoch hatte ich mir aufgrund des Hypes um das Buch und seine Auszeichnung mit dem Jugendliteraturpreis 2011 eindeutig mehr erhofft.
6. Welches Buch hat dich im ersten Halbjahr am meisten überrascht?
Überrascht hat mich ein Titel von Jojo Moyes (und gleichzeitig auch das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe): „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“. Der Klappentext lässt eine klassische Liebesgeschichte vermuten und da ich kein übermäßiger Schnulzen-Fan bin, war ich zunächst skeptisch. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die angekündigte Romanze angenehm dezent erzählt und stimmig als Rahmen für die eigentlichen Erzählstränge eingesetzt wird – nämlich den Erlebnissen, Ängsten und Hoffnungen von vier jungen Bräuten englischer Soldaten, die sich nach dem zweiten Weltkrieg auf eine Schiffsreise von Australien nach Großbritannien begeben, um ihre Ehemänner wiederzusehen…
7. Nenne einen Autoren / eine Autorin, den / die du im ersten Halbjahr kennen- und lieben gelernt hast.
Zusammen in einer Facebook-Lesegruppe durfte ich im ersten Halbjahr „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ erkunden und damit die Erzählkunst von Walter Moers kennenlernen. Mit seiner Reihe um die fantastische Welt Zamonien hat er ein Reich mitsamt seiner Bewohner und Phänomene erschaffen, in das man immer wieder gerne zurückkehrt. Und deshalb liegt Teil 2, „Ensel und Krete“ auch schon auf dem SuB bereit. 🙂
8. Wer ist dein neuester fiktiver Schwarm?
Tja, da muss ich sagen, dass 2020 männertechnisch für mich leider (noch) nichts dabei war… Man möge es mir nachsehen, dass ich mich daher für Kater Bob aus „Bob, der Streuner“ entscheide. 🙂
9. Wer ist dein neuester Lieblingsprotagonist?
Sehr sympathisch war mir Rechtsanwalt Paul Riley, der sich in „In Gottes Namen“ von David Ellis in die Ermittlungsarbeit stürzt – vor allem deshalb, weil er mich an Harvey Specter aus der Serie „Suits“ erinnert: erfolgreich, ehrgeizig, trotz aller Selbstverliebtheit charmant und nicht zuletzt etwas gestört, was soziale und romantische Beziehungen angeht.
10. Nenne ein Buch, das dich zum Weinen gebracht hat.
Vielleicht bin ich herzlos, aber bis jetzt hat es tatsächlich noch kein einziges Buch geschafft, mich zum Weinen zu bringen. Große Hoffnungen habe ich dieses Jahr in John Green’s „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ gesetzt, doch auch diese Geschichte rund um die krebskranken Teenager Hazel und Gus konnten mir kein Tränchen entlocken. Der nächste Anwärter für ein potentielles „Heulbojen-Buch“ wird „All in“ von Emma Scott sein – ich bin gespannt. 🙂
11. Nenne ein Buch, das dich glücklich gemacht hat.
Glücklich gemacht hat mich „Blackout“ von Marc Elsberg – natürlich nicht die Thematik des europaweiten Stromausfalls und seine verheerenden Folgen, sondern das Erfolgserlebnis nach Beendigung dieses über 800 Seiten dicken Kloppers und damit die (kurzzeitige) Überwindung meiner Phobie gegen Bücher mit mehr als 500 Seiten 😉 Zusätzlicher Bonus: Das Buch hat mir gut gefallen und es hat mit seiner Weltuntergangsstimmung perfekt in die Corona-Zeit gepasst.
12. Nenne das schönste Buch, das du gekauft oder geschenkt bekommen hast.
Das schönste Buch bis jetzt in diesem Jahr habe ich bei Tauschticket ergattert und hatte zum ersten Mal bei einem Tausch ein richtig schlechtes Gewissen. Die Rede ist von „Das Labyrinth des Fauns“ von Cornelia Funke und Guillermo del Toro. Es ist bei mir angekommen als wunderschönes Hardcover im Schutzumschlag – wie neu und für nur ein Ticket. Vielen Dank an meine großzügige Tauschpartnerin!
13. Welche Bücher möchtest du bis zum Ende des Jahres unbedingt noch lesen?
Auf dem Plan stehen auf jeden Fall die vier noch ausstehenden Bücher für die Facebook Juni-Dezember 2020 Challenge: „Was keiner weiß“ von Susan Sloan (Kategorie: ausgelostes Buch aus dem SuB), „Das tiefe Blau des Meeres“ von Marie Lamballe (Kategorie: Buch mit mehr als 500 Seiten), „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas (Kategorie: Buch, das dir jemand anderes aus dem SuB ausgesucht hat) und Shakespeare’s „Macbeth“ (Kategorie: Buch außerhalb deiner Komfortzone).
Wie zufrieden seid ihr denn mit eurem ersten Lesehalbjahr 2020? Was habt ihr geliebt, was gehasst? Wenn ihr Lust habt, beantwortet doch einige der Fragen unten in den Kommentaren! 🙂