IN DER HÖHLE DES DRACHEN

Einen leibhaftigen Drachen haben wir zwar nicht angetroffen, dennoch lassen sich hier fünfundzwanzig Meter unterhalb der Erdoberfläche faszinierende „geographische Abgründe“ Mallorcas erkunden: Die Cuevas del Drach („Drachenhöhlen“) gehören zwar nicht zu den absoluten  Geheimtipps der Insel, sind aber dennoch nicht weniger spektakulär.

Euch erwartet ein kleiner Reisebericht und die Antwort auf die Frage, was diese Höhlen mit klassischer Musik zu tun haben…

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IN UNTERIRDISCHE WELTEN EINTAUCHEN

Über eine Länge von über einem Kilometer erstreckt sich der Weg durch das Tropfsteinhöhlensystem und endet an einem der größten unterirdischen Seen der Welt, dem Lago Martel.

Bekannt sind die Drachenhöhlen bereits seit dem 14. Jahrhundert, ab dem 18. Jahrhundert fanden gelegentlich Begehungen statt. Neben der touristischen Nutzung werden heute zahlreiche Forschungsprojekte, z. B. zu Klimaveränderungen, durchgeführt. Die Höhle selbst ist mit Sicherheit bedeutend älter; das Gestein, das sie umgibt, ist zwischen 5 und 11 Millionen Jahre alt.

Die hier herrschende Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen neunzig und fünfundneunzig Prozent – ein wichtiger Faktor, damit Gebilde wie „Die Flagge“ überhaupt erst entstehen können:

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Nicht zuletzt zeichnet Wasser in den faszinierendsten Blau- und Türkis-Tönen die Höhle aus und wenn ich Diana gewesen wäre (wer auch immer das ist), wäre ich mit Sicherheit auch in den „Baños de Diana“ schwimmen gegangen…

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Noch ehrfürchtiger steht man am „Monte Nevado“ („Schneeberg“) unter einem Himmel aus Stalaktiten, wenn man bedenkt, dass diese gerade einmal einen einzigen Zentimeter innerhalb eines Zeitraums von einhundert Jahren wachsen…

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Musikalisches Finale

Am Ende des Weges durch die beeindruckenden Naturgebilde trifft man auf eine Tribüne mit Blick auf den Martelsee. Sobald alle Besucher/innen die Plätze eingenommen haben, erlischt das Licht und auf dem See wird ein beleuchtetes Boot sicht- und zarte Klänge eines Streichinstruments hörbar.

Das Besondere daran: Das Musikquartett befindet sich inklusive aller Instrumente auf dem Boot und wird von einem Fährmann über den See gebracht, während es mehrere klassische Stücke auf Geige, Cello und Harmonium spielt.

Ein Verstärken der Musik ist nicht notwendig, man genießt einfach die wunderbare Akustik, die allein das Höhlensystem selbst bewirkt.

Geheimnisvolle ostküste für jedermann

Die Cuevas del Drach sind an Mallorcas Ostküste zu finden, ganz in der Nähe des Zentrums von Porto Christo. Wer sein Urlaubsdomizil nicht gerade dort aufgeschlagen hat, für den gestaltet sich die Anreise – wie zu vielen Orten auf der Insel – am bequemsten per Mietwagen. Parkplätze sind reichlich vorhanden, jedoch auch entsprechend viele Besucher/innen.

Und gerade das scheint auch der Knackpunkt zu sein… So ganz können wir das gar nicht beurteilen, denn zur Zeit unseres Besuchs im Mai war zum einen noch nicht Hauptsaison, zum anderen erwachte die Insel gerade erst aus ihrem „After-Corona-Dornröschenschlaf“. Es waren Leute da, ja, aber die Größe der Sonnensegel im Wartebereich lässt vermuten, dass hier noch ausreichend Luft nach oben ist.

Da die Höhlen nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden können (derzeit drei Stück täglich; Online-Kartenreservierung möglich), werden die Besucher/innen quasi im „Blockabfertigungssystem“ eingelassen. In zahlreichen Rezensionen ist zu lesen, dass man buchstäblich durch die Höhlen gehetzt wird und permanent jemand vom Sicherheitspersonal zum Weitergehen ermahnt. Das können wir absolut nicht bestätigen. Es gibt eine Nachhut, die darauf achtet, dass niemand zurückbleibt, aber es wird geduldig gewartet, bis man alles betrachten konnte und nach Herzenslust Fotos (ohne Blitz) gemacht hat. Und wegen des Konzerts braucht man sich auch nicht zu beeilen: Dieses beginnt erst, wenn der letzte der Gruppe seinen Platz eingenommen hat.

Insgesamt dauert die Tour ca. eine Stunde, das 10-minütige Konzert am Ende eingeschlossen. Die Möglichkeit zur anschließenden Bootsfahrt auf dem See ist derzeit nicht möglich.

Ein kleiner Wermutstropfen

So wunderbar die Cuevas del Drach auch sind und so sehr ich auch prinzipiell gutheiße, dass Naturschönheiten wie diese für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, bin ich mir nicht sicher, ob das in diesem Fall nicht mit etwas weniger massiven Eingriffen durch Menschenhand möglich gewesen wäre. Braucht es wirklich eine solche Tribüne inmitten von (wie ich hoffe) naturbelassenen Tropfsteinen und müssen es wirklich solche Menschenmassen sein, die hier zur Hauptsaison offenbar durchgeschleust werden? Darüber lässt sich streiten – über die Schönheit und die Faszination, die von diesem Ort ausgeht, definitiv nicht!

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Mehr Infos zu den Cuevas del Drach findet Ihr hier.

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