Wir alle sind gerne unterwegs, wir alle hinterlassen nachhaltig Spuren auf unseren Wegen – leider nicht immer positive. Wie wichtig und angebracht es ist, sich auf Reisen an gewisse Grundregeln zu halten (mitunter würde es schon reichen, sich auf seinen gesunden Menschenverstand zu besinnen), zeigt die aktuelle Meldung aus dem US-amerikanischen Yellowstone Nationalpark:
Der Morning Glory Pool, einer der bekanntesten Geysire des Parks mit seinem kleinen Heißwasser-Pool, leidet schon seit über einem Jahrhundert unter rücksichtslosen Besucherinnen und Besuchern und ist nun vielleicht endgültig uns Menschen erlegen.
Der Yellowstone Park beherbergt die höchste Dichte an Geysiren weltweilt, darunter Old Faithful, sowie diverse heiße Quellen.
Der Morning Glory Pool liegt auf dem Upper Geyser Basin und wurde aufgrund seiner charakteristischen Färbung benannt nach der gleichfarbigen Prunkwinden-Blume.
Tatsächlich leuchtete sein Wasser bis in die späten 1960er-Jahre in einem wunderschönen Dunkelblau. Diese Farbe ist auf sogenannte thermophile („hitzeliebende“) Bakterien zurückzuführen, die im heißen Quellwasser optimale Bedingungen vorfinden. Einige dieser Mikroorganismen leben zu Millionen in Gesellschaften aus lebenden Zellen („microbial mats“) und bilden verschiedenste Farben und Texturen aus.
WHAT’s THE STORY, MORNING GLORY?
Doch recht viel ist inzwischen leider weder von der ursprünglichen Bakterienbesiedlung noch von der tiefblauen Färbung übrig. Wer den Geysir heute besucht, finden einen türkisgrünen Pool mit gelbem Rand vor. An einigen Stellen ist die ursprüngliche Färbung noch zu erkennen, doch vielfach wurde sie – vor allem in den Randbereichen – durch Gelb- und Orangetöne ersetzt.
Auch schöne Farben, möchte man denken, doch erzählen sie eigentlich nur die Geschichte von der Verschmutzung unserer Erde und macht einfach nur traurig und wütend. Denn obwohl auch natürliche Schwankungen der thermalen Bedingungen auftreten können, hat man im Yellowstone Park berechtigten Grund zur Annahme, dass die Verfärbung hier nicht (ausschließlich) darauf zurückzuführen ist.
Wem die münze am ende wohl glück bringt…?
Schon lange kämpft der Geysir gegen Unmengen an Müll, die tagtäglich in das farbenprächtige Wasser geworfen werden. Neben Steinen und Ästen landen auch angeblich Glück bringende Münzen (worin auch immer der Ursprung dieses Aberglaubens liegen mag), leere Flaschen und sonstiger Unrat im Pool. Schon in den 1950er-Jahren war der Geysir als „garbage can“ („Mülleimer“) verschrien.
Die Fremdkörper verstopften mit der Zeit die unter Wasser liegenden Luftschächte, heißes Wasser und heiße Luft wurden am Nachströmen gehindert und die Wassertemperatur von ursprünglich etwa 70°C ging zurück. Die für die blaue Farbe verantwortlichen Bakterien fanden sich in einem veränderten Lebensraum wieder, begannen abzusterben und wurden gleichzeitig immer mehr von gelben und orangefarbenen Bakterienarten verdrängt, die sich in kühlerem Wasser optimal vermehren können.
schadensbegrenzung VS. Selbstheilung
Immer wieder wurden Bemühungen unternommen, den Geysir zu retten – von Versuchen, Eruptionen künstlich zu erzeugen, bis hin zur teilweisen Trockenlegung und Reinigung durch professionelle Taucher. Gleichzeitig setzt man auf eine Art „Selbstheilungsprozess“ und hofft, dass der Geysir die Verunreinigungen vielleicht selbst wieder ausspuckt.
Bis jetzt waren die Verfärbungen jedoch weder auf die eine, noch auf die andere Art wieder rückgängig zu machen. Die Wissenschaftler vom vulkanischen Observatorium des Yellowstone Nationalparks gehen von einem irreversiblen Prozess aus und fürchten, der Pool werde nie wieder so blau erstrahlen wie einst.
Für mehr respekt der natur gegenüber
Seit 1972 ist es nicht mehr möglich, den Geysir per Auto zu erreichen. Besucher müssen den ca. 2,5 Kilometer langen Pfad vom Besucherzentrum aus zu Fuß in Angriff nehmen. So konnte zumindest der Strom tausender Autos jährlich im Upper Geysir Basin etwas eingedämmt werden.
Man möchte meinen, dass das Bewusstsein für die Empfindlichkeit solcher Naturphänomene in der Zwischenzeit ohnehin stärker geworden ist. Doch leider Fehlanzeige! Noch immer nehmen die Fälle von Vandalismus am Morning Glory Pool kein Ende – trotz ausführlicher Beschilderung mit Verhaltensregeln, die auf den Ernst der Lage aufmerksam machen soll. Die Ranger des Yellowstone Nationalparks können nicht überall sein, sind auf Hinweise angewiesen und stehen der Situation davon abgesehen eher machtlos gegenüber.
Mit diesem Beitrag möchte ich nicht zuletzt einen kleinen Appell an alle Globetrotter und Weltenbummlerinnen da draußen aussprechen, mit offenen Augen und gesundem Menschenverstand, vor allem aber mit viel Respekt vor den Schönheiten unserer Erde auf Reisen zu gehen.
Und um mit einem schönen Gedanken zu enden: Solltet Ihr irgendwo auf der Welt, ob in den USA, in Neuseeland, Island oder sonst wo, die Gelegenheit bekommen, einen aktiven Geysir zu beobachten, lasst sie auf keinen Fall ungenutzt verstreichen! Es ist unglaublich! 🙂